Die Steuerungsmedien

Die präferenzorientierten Funktionssysteme (FS) sind ein zentraler Bestandteil dieses Konzeptes, sie weisen aber eine Besonderheit auf, die eine Unterscheidung der FS in zwei Typen ermöglicht. Es geht dabei um den Gegenstand, an dem die Operationen des FS ausgeführt werden und um diejenigen Operationen, mit denen Operationen durchgeführt werden. D.h. es geht um die Operationen 2. Ordnung, die mit den Steuerungsmedium durchgeführt werden können. Diese Medien sind Wahrheit, Recht, Macht und Geld.

Diese Situation der medialen Operation 2. Ordnung tritt nur dann auf, wenn das jeweilige FS selbst das dominante Medium ist, mit dem es sein Medium korrigiert! Es handelt sich also um eine jeweils spezielle Selbstreferenz, die nur bei den (obigen) FS möglich ist!

Beginnen wir mit dem Medium Wahrheit und damit mit dem FS Wissenschaft, in dem sie behandelt wird. Wenn die Bestimmung des Begriffs (das Medium der Wahrheit) das Thema ist, dann kann nur mit den Begriffen selbst diese Bestimmung überprüft werden. Als Beispiel kann die Naturwissenschaft dienen: die Bestimmung eines einzelnen Begriffs kann nur dann gelingen, wenn ein Test, Experiment mit Hilfe anderer Begriffe so angeordnet wird, dass genau diese Bestimmung in eine Frage von Ja / Nein eingeordnet werden kann, d.h. eine Falsifiikation (Widerlegung) oder eine Verifizierung (Bestätigung, (vorläufige) Nichtwiderlegung) möglich wird.

Es geht hier also um den Punkt, wie weit der Begriffsrahmen aufgespannt werden darf, damit man sich noch in der Wissenschaft bewegt und ihre Selbstreferenz nicht verlassen, bzw. beschädigt wird. Dazu wurde mit Hilfe der Systemtheorie (und insbesondere der DST) der Weg nach "oben" erweitert, weil ein System immer noch ein Element eines noch größeren Systems sein kann. Denn man darf ja vermuten, dass ein System auch ein Begriff ist und daher wisseenschaftlich behandelbar ist.

Fazit: Es geht bei der Frage um (wissenschaftliche) Wahrheit zunächst vor allem darum, welches Begriffssystem als Referenz verwendet wird, innerhalb dessen durch Selbstreferenz die Wahrheit erst feststellbar wird.

Auch beim Medium Recht haben wir ein FS, innerhalb dessen über das Recht entschieden wird, bzw. in dem die Menschenrechte die bestimmende Referenz sind, also die allgemein verbindliche Selbstreferez der Rechtsbestimmung. Wir können hier eine Probe machen und uns vortellen versuchen, dass in einem anderen FS (z.B. innerhalb des Bildungssystems über Recht (oder Wahrheit) entschieden wird) und sehen dann leicht ein, dass dies nicht zulässig wäre.

Der gültige Regelfall wäre eine gängige Rechtsverletzung, die durch rechtliche Mittel des Rechtssystems wieder korrigiert wird. In diesem Fall bleibt alles "innerhalb des Rechts", oder genauer: innerhalb der Selbstreferenz des Rechts. Die Rechtsverletzung kann irgendwo passieren, gelangt sie aber z.B. durch eine "Anzeige" ins Rechtssystem dann wird sie dort bearbeitet, bis wieder "Rechtsfrieden" hergestellt ist (für wen auch immer).

Fazit: Wird das Recht verletzt, dann kann es im Rechtssystem mit den Mitteln des Rechts bearbeitet werden. Es liegt also "Selbstreferenz" vor wie bei der Wahrheit im Wissenschaftssystem.

Die Macht ist für jede Gesellschaft ein wichtiges Thema, insbesondere aber für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft! Um die Macht nun besser zu verstehen, wird sie in ihre wichtigen Elemente differenziert, sie wird dadurch etwas besser handhabbar:

Wahrheit + Recht = Gesetz (= Macht)

Dabei können die Steuerungsmedien Wahrheit und Recht ein sinnvolles Gesetz ergeben, das auch eine sinnvolle Macht darstellt, wenn Wahrheit und Recht ohne Machteinwirkung (bzw. Verzerrung) entstehen können! Das ist aber auch in der Demokratie selten der Fall, denn in der Politik sind die Präferenzen geradezu "freigestellt"!

Die Demokratie soll auch eine Machtverteilung über die Parteien sicherstellen, wobei es aber den Parteien "freisteht", welche Präferenzen sie in Bezug auf ihre Ideologie berücksichtigen. Es entsteht dadurch eine Machtverteilung bereits im Vorfeld: nur die ihnen gefälligen Gesetze werden überhaupt zugelassen oder unterstützt, die auch der Partei (und ihrem jeweiligen Klientel) dienlich sind. Das ist ein Manko, das das allgemeine Präferenzsystem (etwas) korrigieren könnte!

Das Geld ist (auch) in diesem Konzept ein mehrfach wirksames Steuerungsmedium, weil es u.a. den Zugang zu den Lebensmitteln ermöglicht und als Gewinnorientierung bei den wirtschftlichen Betrieben wirksam ist. Wegen dieser Bedeutung wird es auch als Einkommensmodell (im nächsten Abschnitt) behandelt. Wenn es hier "Mängel" gibt, dann wird das auch mehrfach negativ wirksam!

Gerade für die marktwirtschaftlichen Betriebe gilt aber wie für die Marktwirtschaft insgesamt, dass eine unzureichende Kostenwawhrheit (externe Kosten werden nicht abgedeckt) Schäden in der Umwelt produzieren kann. Diese Schäden durchlaufen aber oft eine lange Kette von Wirkungen, sodaß der endgültige Schaden nicht mehr auf einen einzelnen Berieb oder bis zu einem einzelnen Produkt zurückgeführt werden kann! Hier wird die Selbststeuerung der Marktwirtschaft geradezu gestoppt!

Das große Problem bei der Herstellung der Kostenwahrheit (und ihrer Berücksichtigung bei der Gewinnermittlung) ist die ODER - Relation beim Einkommensmodell! Denn hier bedeutet jede Belastung der Gewinne eine "Gewinnschädigung" und ist daher für die Betriebe ein großer Bremsfaktor bei Investitionen in eine ökologisch bessere Technik!

Die Rolle des Einkommensmodells ist als zentral für die Steuerung der Gesellschaft, es braucht aber noch einen kleinen Umweg, bevor wir direkt das Einkommensmodell behandeln können. Zunächst erinnern wir uns daran, dass jede Änderung eines Elementes immer auch die Gesamtrelationen (auch der Harmonie) betrifft, die sich mitändern (müssen).

Wahrheit + Recht + Macht + Geld = Harmonie

Diese "Gleichung" bedeutet, wenn alle 4 Medien gegeben sind und sich im jeweils "richtigen" Verhältnis befinden, dann wäre eine Harmonie möglich. Da aber alle 4 FS (Wissenschaft, Recht, Politik und Wirtschaft) unterschiedliche Präferenzen als dominante Präferenzen beinhalten, sind auch unterschiedliche Verteilungen erforderlich. Dies gilt innerhalb eines FS und auch "außerhalb", d.h. zwischen den FS als innerstaatliche Verteilung. Vergleiche zwischen Staaten werden dadurch auch möglich!

Fazit: Die jeweils "ideale" Verteilung wird (auch) durch Vergleiche gewonnen und kann auf "Verzerrungen" aufmerksam machen, die dann als Fehlsteuerungen auftreten und behoben werden können!

Zu den 4 wichtigen (obigen) FS ist noch unbedingt festzuhalten, dass es sich dabei (symbolisch gesprochen) um die Starkstromleitungen der Gesellschaft handelt, die ihre (Selbst-) Steuerung dominieren. Fehlsteuerungen (und die existieren!) haben daher gravierende Auswirkungen auf die Steuerungsmöglichkeiten der Gesellschaft und dürfen daher nicht einfach ignoriert werden!

Die weitaus dominante Form der Verzerrung (und damit der Fehlsteuerung) entsteht, wenn Geld und Macht sich verbinden und dabei die Steuerungsmedien Wahrheit und Recht tendenziell "etwas beiseite schieben" (siehe Kostenwahrheit). Die gängige "Diagnose" ist diesbezüglich der Kapitalismus, diese Diagnose hat aber das große "Manko", dass dabei das Medium Geld in den Fokus rückt und die anderen Steuerungsmedien "unterbelichtet" läßt. Wir haben aber bisher gesehen, dass alle 4 Steuerungsmedien beachtet werden müssen, wenn eine nachhaltige Steuerungswirkung erzielt werden soll.

Fazit: Um auch die Diagnose "Kapitalismus" in das Thema Steuerung mit einzubeziehen, wird das Medium Geld in das übergeordnete Thema Einkommensmodell integriert und das Einkommensmodell auch mit dem Medium Recht versehen (nächster Abschnitt).

Die bisherigen Überlegungen lassen nun eine "friktionsfreie" Einordnung in das übergeordnete Thema Nachhaltigkeit sehr einfach zu: die Harmonisierung der Steuerungsmedien Wahrheit, Recht, Macht und Geld stimmt mit dem Begriff der Nachhaltigkeit als Harmonisierung der (sozialen, ökononmischen und ökologischen) Dimensionen völlig überein. Dabei zeigt sich jedoch, dass die Nachhaltigkeit ein viel komplexeres Thema ist als gemeinhein bekannt. Insbesondere die Vereinfachung auf das Thema Technik geht an der Nachhaltigkeit weitgehend vorbei.

Hinzu kommt, dass wir das Steuerungsmedium Geld bisher zu wenig ausdifferenziert haben. Das wird im nächsten Abschnitt Einkommensmodell sehr klar, weil es die Unterscheidung in ein Oder-Modell und ein Und-Modell ermöglicht. Dabei wird sich zeigen, dass das aktuelle Oder-Modell weitgehend mitverantwortlich für die ökologischen Probleme ist, weil es ökologische Innovationen sehr abbremst! Das liegt daran, dass ökologische Innovationen sich zunächst als gewinnmindernd auswirken. Weiters erzeugt es eine eigene Form der Arbeitslosigkeit (AL), weil die Oder-Logik hier den Arbeitsaufnahmen entgegen arbeitet!

Fazit: Es ist daher mehr als dringend, das Thema "Kapitalismus" mit den Thema Einkommensmodell zu verbinden und ein Und-Modell als nachhaltiges Einkommensmodell anzupeilen, das viele Probleme (auch das der riesigen Einkommensschere) wirksam behandeln kann!